Die meisten Briefmarkensammler sammeln Briefmarken um ein interessantes, lehrreiches Hobby zu haben und stellen den finanziellen Aufwand in den Hintergrund. Zum Briefmarkensammeln gehört nicht nur das einfache Sammeln von Briefmarken, sondern meist werden auch gelaufene Briefe, Sonderstempel, Ersttagsstempel gesammelt. Der passionierte Sammler beginnt dann das Sammelgut miteinander zu vergleichen und Posttarife zu hinterfragen. Dazu braucht es Fachwissen und einige philatelistische Literatur.
Der Sammler kann seine Sammlung ganz nach seinem Belieben und nach finanziellen Möglichkeiten zusammentragen. Wenn man z.B. nur die Briefmarken aus der eigenen Post aufbewahrt so ist es mit wenig bis gar keinem Geldeinsatz möglich eine stattliche Sammlung zusammenzutragen. In solchen Sammlungen sind nur in Ausnahmefällen Spitzenwerte dabei.
Bei den Laien wird das Briefmarken sammeln sehr oft mit hohen Werten und viel Geld in Verbindung gebracht. Man kann ohne Geldeinsatz Briefmarken sammeln, aber auch mit wertvollen Marken oder Spitzenwerten versuchen sein Geld anzulegen. Den Wert einer Briefmarke zu bestimmen ist nicht ganz einfach, denn wie bei anderen Waren entscheidet „Angebot und Nachfrage“ den Preis.
Eine Schätzung einer Sammlung ist deshalb immer nur ein relativer Wert, denn auch bei Briefmarken Auktionen erzielen die eingelieferten Stücke oft ein Vielfaches vom Ausrufpreis.
Hier sollte einige Entscheidende Punkte erklärt werden, die für den Preis eine Rolle spielen.
Katalogpreise
Seit über 100 Jahren gibt es bei den Briefmarkensammlern Kataloge, wo die Briefmarken der verschiedenen Länder erfasst sind. Die Verlage dieser Kataloge versuchen die Preise zu erheben und anzupassen. Diese Preise sind Händlerpreise, die ein Sammler die Marke im Geschäft bezahlt. Gleich bei der Ersterfassung im Katalog ist eine Marke meist mit dem doppelten Wert versehen, wie sie am Postschalter verkauft werden. Beim Verkauf oder Tausch unter den Sammlern werden oft Abschläge gemacht.
Briefmarken verkaufen
Wenn der Besitzer einer Briefmarke festgestellt hat, welchen Wert die Briefmarke hat, so muss dieser erst einen interessierten Käufer finden, der bereit ist den Preis zu bezahlen. Bei Sammlerbörsen wechseln viele Briefmarken ihren Besitzer.
Wenn es sich um seltene Stücke handelt werden diese sehr oft in einer Briefmarkenauktion versteigert. Hier legt das Auktionshaus mit dem Verkäufer einen Ausrufpreis fest und der meistbietende Sammler bekommt das Stück. Wenn keine Nachfrage besteht, bekommt der Einlieferer das Sammlerstück wieder zurück oder es wird bei der folgenden Auktion erneut zu einem niederen Preis angesetzt.
Erben einer Briefmarkensammlung
Ein Sammler trennt sich sehr ungern von seiner Briefmarkensammlung, so bleibt die Entscheidung oft bei den Erben die Sammlung als Erinnerung aufzubewahren oder zu verkaufen. Die Nachkommen kennen sich mit Briefmarken meist sehr wenig aus und haben oft keine Ahnung vom Wert der Sammlung. Für die Wertbestimmung genügt es leider nicht die Katalogpreise zusammenzuzählen, wenn der Abnehmer dafür nicht gefunden wird. Es gilt die Arten der Sammlung zu unterscheiden, die dann eine Vermutung für den Wert geben können.
Arten der Sammlung
Es gibt viele Arten von Sammlungen. So gibt es das einfache Sammlelalbum, was ein Sammler, oft als Kind, einmal von der eigenen Post zusammengetragen hat. In solchen Alben finden sich Marken aus allen möglichen Ländern aus den verschiedensten Jahren. Diese sind in sehr vielen Haushalten vorhanden und haben normalerweise keinen besonderen Wert.
Es gibt viele Sammler, die bei der Post die aktuellen Briefmarkenausgaben kaufen und diese über einen gewissen Zeitraum gesammelt haben. Fast alle Postverwaltungen bieten Jahres Abos an und senden dann die Marken in regelmäßigen Abständen zu. Die Marken werden dann entweder im klassischen Einsteckalbum oder in einem Vordruckalbum aufbewahrt. Bei diesen sogenannten Ländersammlungen ist es wichtig, dass die Jahrgänge komplett sind und die Marken sich in einwandfreiem Zustand befinden. Weil solche Sammlungen sehr oft angeboten werden ist es dementsprechend schwierig einen Abnehmer zu finden.
Ab den 70er Jahren gab und gibt es einige Briefmarken Versandhäuser, die spezielle Abo Sammlungen zu beliebten Themen angeboten haben. In unterschiedlichen Abständen wurde immer wieder ein Teil der Sammlung verschickt und dieser wurde im Sammelordner eingeordnet. Neben den Marken und Briefen wurde das Thema sehr umfangreich beschrieben. Die bekanntesten Themen sind wohl die Olympischen Spiele, Fußball Weltmeisterschaften, Päpste, Königshäuser, Schiffe, Europamarken usw. Für den Betrachter sind diese eine Augenweide aber diese Sammlungen hatten einen hohen Anschaffungspreis, und bringen bei einem Verkauf nur mehr einen Bruchteil davon.
Gesammelt werden auch Ersttagsbriefe und Maximumkarten. Dies sind sehr oft Briefe mit einem zur Marke passendem Aufdruck und dem besonderen Stempel, der zum Ersttag der Marke verwendet wurde. Solche Briefe wurden besonders in den 70er, 80er und 90er Jahren in großen Mengen verkauft und von vielen gesammelt. Zu Briefmarkenausstellungen und anderen Ereignissen werden Sonderpostämter mit Sonderstempel eingerichtet. Hier gibt es Stempel die von den Sammlern gesucht werden. Besonders interessant werden diese, wenn sie postalisch gelaufenen sind.
Alte Briefe die noch ohne Briefmarken verschickt wurden, werden Vorphilabriefe genannt und werden von Sammlern gesucht. Es wird nach Gebieten und Destinationen unterschieden. Jeder dieser Sammler hat sein Spezialgebiet und seine Einschränkungen. Hier gilt es einen interessierten Sammler zu finden.
Für Briefmarkenausstellungen werden die Briefmarken und Briefe auf Albumblätter aufgebaut, damit sie im Ausstellungsrahmen gezeigt werden können. Der Sammler gestaltet die Blätter selber und beschreibt das gezeigte Sammelgut. Bei solchen Ausstellungssammlungen ist es abhängig wie viel ein Sammler in diese Sammlung investiert hat, es kann auch eine Spezialsammlung sein. Der interessierte Sammler übernimmt gerne die komplette Sammlung.
Es gibt Sammler und auch Firmen, die mit Käufen von Raritäten und Spitzenwerten ihre Sammlung aufwerten und versuchen ihr Geld anzulegen. Es gibt viele berühmte Briefmarken die für sehr viel Geld ihren Besitzer gewechselt haben. Die berühmteste Briefmarke ist wohl die Blaue Mauritius, aber die teuerste Briefmarke der Welt, die „British Guiana 1c magenta“, wurde 2015 um 9,5 Millionen Dollar (7 Mio. Euro) in den USA versteigert. Die „Tre Skilling Banco“ war einige Jahre vorher für rund 1,8 Millionen Euro in der Schweiz verkauft worden und galt als teuerste Briefmarke der Welt.
Resümee
Als erstes gilt es einmal festzustellen um welche Art der Sammlung es sich handelt. Entscheidet sich der Besitzer die Sammlung zu veräußern muss sich der Verkäufer auch wieder entscheiden. Will der Verkäufer möglichst viel Geld für die Sammlung, will er sie sofort und ohne Aufwand los werden oder ist ihm wichtig, dass die Sammlung erhalten bleibt und ein passionierter Briefmarkensammler das bereits gesammelte „Lebenswerk“ weiter sammelt.
Den besten Erlös aus einer Sammlung erzielt man, wenn man für jede einzelne Marke und jeden einzelnen Brief einen Abnehmer finden kann. Der Zeitaufwand für einen solchen Verkauf ist beträchtlich. Durch die Größe der Sammlung ist dies ist meist eine fast unmögliche Sache.
Einige Briefmarkenhändler und Auktionshäuser übernehmen Briefmarkensammlungen ab einem Mindestwert von 1.000 Euro. Die Sammlung wird zum Auktionshaus geliefert oder organisiert und wartet zu Hause auf das Ende der Auktion. Nach der Bezahlung vom Käufer wird der Betrag ausbezahlt. Durch ihre Arbeit haben die Auktionshäuser sehr viele Kundenkontakte und nur dadurch können viele Sammlungen verkauft werden.
So liegt also im Ermessen des Verkäufers, ob er die Sammlung bei einem Sammler, Briefmarkenhändler oder Auktionshaus schnell und unkompliziert weghaben will oder ob er sein Glück bei Sammlerbörsen und Internet versuchen will. Bei Tauschtreffen von Briefmarkensammlervereinen oder Sammlerbörsen geben Sammler sehr gerne Informationen über den Zustand der Sammlung und Ratschläge zum Verkauf.
Unser Verein kann keine Sammlungen kaufen, weil das nicht das Ziel unseres Vereins ist. Dafür gibt es den Fachhandel. Wir nehmen aber gerne Spenden an, die wir an unsere Sammler weitergeben können um sie beim Aufbau einer Sammlung zu unterstützen.